Wenn es um Energieeffizienz geht, ist oft von Wärmebedarf und Heizlast die Rede. Doch was ist das genau? Wie werden die Werte berechnet und wie können Sie diese nutzen? Hier erfahren Sie es.
Was ist der Wärmebedarf und Heizlast eines Gebäudes?
Wärmebedarf
Der Wärmebedarf bzw. Heizwärmebedarf eines Gebäudes sagt aus, wie viel Energie gebraucht wird, um einen Quadratmeter des Gebäudes ein Jahr lang zu heizen. Dieser Wert wird angegeben in KWh(m^2a) (Kilowattstunden pro Quadratmeter pro Jahr).
In die Berechnung des Wärmebedarfs eines Gebäudes fließen viele Faktoren ein. Für die Wärmebedarfsberechnung ist relevant, welche Temperatur die Gegend um das Gebäude herum hat (Aussentemperatur) und welche Temperatur man sich im Inneren des Gebäudes wünscht (gewünschte Innentemperatur).
Weiter spielt es eine Rolle, wie gut die Isolation des Gebäudes ist. Auch die Wohnraumlüftung ist für die Bestimmung von Wärmeverlusten und damit für die Wärmebedarfsberechnung relevant.
Außerdem ist zusätzlich die Heizungsart des Gebäudes wichtig: Eine Brennstoffzellenheizung oder eine Wärmepumpe ist zum Beispiel energieschonender als eine Gasheizung oder eine Ölheizung und lässt den Wärmebedarf somit tiefer ausfallen.
Heizlast / Heizleistung
Der Begriff “Heizlast” wird oft mit dem Wärmebedarf vermischt. Allerdings sind dies zwei unterschiedliche Dinge.
Die Heizlast eines Gebäudes sagt aus, wie viel Energie eine Heizung aufbringen muss, um ein Gebäude zu beheizen. Statt also wie beim Wärmebedarf die reingesteckte Energie, wird hier die Energie angegeben, die herauskommt. Dieser Wert wird in Kilowatt (KW), statt wie beim Wärmebedarf in Kilowattstunden (KWh), angegeben.
Dadurch hängt die Heizlast nicht davon ab, ob die Heizung zum Beispiel eine Pelletheizung, eine Ölheizung oder eine Hybridheizung ist. Eher kann die Heizlastberechnung helfen, zu bestimmen, welche Art und Größe der Heizung für ein Gebäude geeignet ist beziehungsweise welche Heizleistung dieses haben muss.
Kann ich den Wärmebedarf für mein Haus selbst berechnen?
Sind Sie kein Energieexperte, ist es kaum möglich, auf eigene Faust die Wärmebedarfsberechnung für Ihr Gebäude durchzuführen. So viele kleine Faktoren fließen ein, dass die Formel nicht leicht anzuwenden ist. Zum Beispiel müssten Sie es gleichzeitig einbeziehen, wenn ein Einfamilienhaus zum Beispiel eine Brennstoffzellenheizung hat, aber dafür nicht so gut abgedichtet ist.
Weil die Berechnung so komplex ist, gibt es online viele Wärmebedarfsrechner, in die Sie einfach einige Angaben eintippen müssen. Zum Beispiel, welches Baujahr Ihr Haus hat, wie stark der Wind ist, was die tiefste Aussentemperatur in Ihrer Gegend ist und wie gut Ihr Haus gedämmt ist. Viele dieser Angaben finden Sie in Ihrem Energieausweis. Der Wärmebedarfsrechner wendet dann die Formel für Sie an, und gibt Ihnen eine Einschätzung zum Wärmebedarf Ihres Hauses. Um eine wirklich verlässliche Einschätzung zu bekommen, sollten Sie sich aber an Energieexperten wenden.
Wir helfen Ihnen weiter!
Wie funktioniert die Berechnung des Wärmebedarfs und der Heizlast?
Formel zur Berechnung des Wärmebedarfs
Heizwärmebedarf = [Gradtagsfaktor x (Transmissionswärmeverlust + Lüftungswärmeverlust)] – [Nutzungsgrad interner Gewinne x (solare Gewinne + interne Gewinne)] in Kilowattstunden pro Jahr.
Der Gradtagsfaktor gibt an, wie viele Tage die Aussentemperatur in einer Gegend unter einem bestimmten Grenzwert liegen. Sie kann aus einer Tabelle abgelesen werden. Die Transmissionswärmeverluste und Lüftungswärmeverluste berechnen sich aus anderen Angaben zum Gebäude wie dem Volumen und der Dämmung. Der Nutzungsgrad von Energiegewinnen hängt von der Art der Heizung ab. So hat zum Beispiel eine Pelletsheizung, und Brennstoffzellenheizung einen sehr hohen Nutzungsgrad.
Formel zur Berechnung der Heizlast / Heizlastung
Für die Heizlastberechnung gibt es im Vergleich eine etwas simplere Formel. Die Heizlast interessiert Hausbesitzer oftmals, weil sich daraus direkte Konsequenzen für die Wahl der Heizung und und somit auch für die Kostenplanung – ergeben.
Aber Achtung: Die einfache Formel ergibt nur einen Richtwert. Für eine verlässliche Heizlastberechnung müssen Sie sich, wie bei der Wärmebedarfsberechnung, an einen Energieexperten wenden.
Die vereinfachte Formel für die Berechnung der Heizlast lautet:
Heizlast in Watt = Wohnfläche in m² x U-Wert in W/(m²·K) x Temperaturdifferenz in K
Sagen wir nun, Sie haben ein Einfamilienhaus mit einer Wohnfläche von 360 Quadratmetern.
Als nächstes brauchen Sie den U-Wert. Dieser gibt an, wie gut das Haus isoliert ist. Er steht in Ihrem Energieausweis unter “Energetische Qualität der Gebäudehülle”. Sagen wir, Ihr Gebäude ist ein mittelmäßig isolierter Neubau und hat einen U-Wert von 1.29.
Dann brauchen Sie noch die Temperaturdifferenz in Kelvin. Das ist die Differenz zwischen der Außentemperatur und der gewünschten Innentemperatur. Annahme: Ihre gewünschte Innentemperatur beträgt 23 Grad. Für die Außentemperatur nimmt man in dieser Berechnung die kälteste Temperatur von Kälteperioden in 20 aufeinanderfolgenden Jahren. Für Ihre Region können Sie diese online nachschauen. Sagen wir, Ihr Haus befindet sich in Hamburg und die Aussentemperatur ist -12 Grad.
Diese beiden Temperaturen müssen zuerst von Grad Celsius in Kelvin umgerechnet werden. Das machen Sie, indem Sie jeweils +273 rechnen.
Gewünschte Innentemperatur in Kelvin: 23 + 273 = 296
Außentemperatur in Kelvin: -12 + 273 = 261
Temperaturdifferenz:
296 Kelvin – 261 Kelvin = 35 Kelvin.
Nun setzen Sie diese Werte in die Formel ein:
Heizlast in Watt: 360 x 1.29 x 35 = 16.254
Ihre Heizleistung würde also um die 16.254 Watt oder 16,254 Kilowatt betragen.
Welche Vorteile hat eine Wärmebedarfsberechnung?
Die Wärmebedarfsberechnung hilft, die Energieeffizienz eines Gebäudes einzuschätzen und diese mit jener anderer Gebäuden zu vergleichen. Dies ist einerseits interessant, wenn Sie ein neues Haus bauen und möchten, dass dieses eine bestimmte Energieeffizienzklasse erreicht und möglichst umweltschonend ist. Auch interessant kann dieser Wert sein, wenn Sie Energieeffizienzmaßnahmen oder eine größere Sanierung planen.
Durch die verschiedenen Faktoren, die den Wärmebedarf beeinflussen, kann der Energieexperte sehen und Ihnen zeigen, wo Ihr Gebäude Energieeffizienz eingebüßt. So kann es beispielsweise sein, dass eine Verbesserung der Isolierung oder ein Heizungstausch nötig ist.